Ich möchte ein paar Worte über die Bearbeitungszeit von Bildern verlieren, da ich immer mal wieder höre, dass Fotografen teilweise mehrere Monate benötigen, um die Fotos fertig zu stellen. Natürlich kenne ich die Umstände nicht, warum es evtl. bei einigen länger dauert, aber ich bin der Meinung, dass die Zeit zwischen Fotoshooting und Abgabe ein wichtiger Teil des „Erlebniss Fotoshooting“ ist und ein Faktor für die Zufriedenheit (oder Unzufriedenheit) der Kunden oder Models sein kann.
Zunächst mal ist es von mir so eine Eigenheit, dass ich es hasse unbearbeitete Shootings rumliegen zu habe. Ich mag es einfach nicht, das nächste Shooting anzufangen, wenn das vorherige noch nicht abgeschlossen ist. Besonders bei Hochzeiten wurmt es mich, weil ich dann das Gefühl habe, vor mir stapelt sich ein riesiger Berg Arbeit auf. Ich will das einfach weg haben. Das wiederum ist natürlich von Vorteil für alle Beteiligten, die auf die Bilder warten, aber auch so ein Tick von mir.
Am wichtigsten finde ich aber die Euphorie aus einem Fotoshooting nicht verfliegen zu lassen. Solange man das gemeinsam erlebte noch spürt, möchte ich mir die Bilder anschauen. Am nächsten Tag bin ich noch voll drin und die Motivation für die Bearbeitung ist bei mir am höchsten. Da geht es viel schneller, als wenn die Bilder erst mal in meinem Kopf nach hinten wandern. Daher bin ich meistens schon am nächsten Tag dabei die Bilder zu sichten und zu sortieren. Die erste Auswahl steht relativ fix. Allerdings ist die noch nicht so eng gesetzt, denn andererseits hilft auch manchmal etwas Abstand um die Bilder besser beurteilen zu können. Auch wenn ich fix mit der Bearbeitung bin, so muss ich manchmal noch eine Nacht drüber schlafen.
Mir fällt es auch viel einfacher, die Bilder möglichst direkt nach dem Shooting zu bearbeiten. Besonders die Bildauswahl fällt mir dann deutlich leichter. Ich weiss ja in etwa was ich fotografiert habe und welche Bilder mich schon auf der Kamera geflasht haben. Die muss ich dann sofort angucken und kann auch direkt andere rausschmeißen. Lasse ich aber Bilder erst mal zwei Wochen liegen, dann muss ich mich nahezu aufraffen für die Bildauswahl. Übrigens ist das auch auf Reisen so. Ich könnte niemals alle Bilder erst sammeln und dann nach meiner Rückkehr zu Hause durcharbeiten. Der Berg würde mich abschrecken. Ohje, wenn ich mir vorstelle mit mehreren tausend Bildern von einer Reise zurück zu kommen und dann ganz vorne anzufangen, Hilfe! Daher habe ich immer ein Laptop dabei und gucke früh morgens oder abends kurz durch. Meistens komme ich dann mit einer fertigen Auswahl wieder nach Hause.
Ich fühle mich auch gegenüber dem Model in der Bringschuld die Bilder schnell abzuliefern. Jeder hat seinen Part bei einem Shooting und man kann bei freien Arbeiten, Tests und TfP erwarten, dass jeder seinen Teil zeitnah dazu beiträgt. Wenn ein Fotograf sich dann beliebig lange Zeit lässt, finde ich das aus Sicht des Models, der Visagistin und Stylistin eine Frechheit. Manchmal lese ich dann einen Post in dem sinngemäß steht: „Sorry Leute, aber vor lauter Shootings in den letzten Wochen bin ich nicht zur Bearbeitung Eurer Bilder gekommen“. Da denke ich mir doch, dass der Fotograf mal das ein oder andere Shooting auslassen sollte, um seine Hausaufgaben zu erledigen. Das sind für mich die Kleinigkeiten, die den Hals anschwellen lassen. Jeder freut sich auf die fertigen Bilder und möchte diese auch verwenden. Womit nimmt sich ein Fotograf das Recht heraus zu entscheiden, wann die Bilder fertig zu sein haben? Er erwartet ja auch Pünktlichkeit vom Model und ebenso eine pünktliche Bezahlung vom Kunden.
Ob es sich um eine freie Arbeit oder einen bezahlten Job handelt, finde ich dabei unerheblich. Als Berufsfotograf sollte man natürlich zusehen möglichst schnell zu liefern. Ich zumindest schreibe die Rechnung erst, wenn die Bilder abgeliefert wurden und der Kunde zufrieden ist. Da wäre es schon blöd, das Zeug zu lange liegen zu lassen. Normalerweise vereinbart man mit dem Kunden aber auch eine Deadline. Davon unabhängig, will ich das Zeug erledigt haben. Ich habe aber auch schon von Kunden gehört, dass sie ihren bisherigen Fotografen gewechselt haben, weil sie einfach zu lange auf die Bilder gewartet haben. Da frage ich mich, wie die Kollegen überleben.
Natürlich ist nicht jeder Fotograf so schnell, dass er die Bilder gleich am nächsten Tag abliefern kann. Manch einer werkelt gerne etwas länger in der Postproduktion rum. Na klar lässt sich die Bearbeitung von Bildern leichter schieben als der nächste Termin. Alles ok, wegen ein paar Tagen wird auch niemand meckern. Was man aber evtl. auch bedenken sollte, ist die Erwartungshaltung des Models. Stellt Euch vor Ihr wartet vier Wochen auf die Bilder und bekommt dann drei Fotos geliefert. Wenn diese drei Bilder Euch dann nicht richtig vom Hocker hauen, dann ist Enttäuschung vorprogrammiert. „Was hat der nur die ganze Zeit gemacht?“, fragt man sich da. Ich schicke daher auch gerne schon am nächsten Tag ein paar Previews, vielleicht auch schon das erste fertig bearbeitete Foto. Vielleicht fand das Model das Shooting ja so toll, dass es gleich etwas darüber posten möchte.
Ich möchte niemandem vorschreiben wie er seinen Workflow organisiert und wann Bilder bearbeitet und abgegeben werden. Ich möchte Euch nur mal zu denken geben, welche Auswirkungen das evtl. haben kann und wie es auf die Beteiligten wirkt. Werden Bilder erst nach Wochen oder Monaten abgegeben, so spricht sich das vielleicht auch rum. Manch hohe Tagessätze eines Fotografen sind auch nicht nur durch die Bilder bestimmt, sondern weil der Fotograf zuverlässig abliefert. Für Kunden ein wichtiges Kriterium. Wenn ein Fotograf nicht mindestens das Kaliber eines Peter Lindbergh hat, dann wäre ich nicht bereit die Allüren hinzunehmen und auf die Fotos lange zu warten. Das ist natürlich gerade im TfP-Bereich doof, wo man ja auch ein wenig aufeinander angewiesen ist. Ist halt mehr Hobby. Da kann man nicht einfach damit drohen den Fotografen zu wechseln oder nicht zu zahlen. Aber diese kleinen negativen Erlebnisse brennen sich komischerweise mehr im Hirn ein, als die vielen positiven und geredet wird natürlich auch viel lieber über alles, was schief gegangen ist.