Heute möchte ich Euch ein Projekt vorstellen, das nun schon seit einigen Monaten ein wenig unter dem Radar läuft. Es gab schon mal einen Teaser im Newsletter, aber so richtig raus gelassen habe ich es noch nicht.
Der Kameragurt ist ja wahrscheinlich mit das beliebteste Zubehörteil, was man für die eigene Kamera anschaffen kann. Gurte sind nicht nur funktional, sie sind auch ein Stück weit Schmuckstück, für einige sogar Sammlerobjekt. Und jetzt mal ehrlich Leute: Wie viele Gurte habt Ihr selbst? Ich besitze mehr als ich Kameras habe und den wirklich perfekten gibt es leider auch nicht.
Letzten Sommer habe ich damit begonnen einen eigenen Kameragurt zu entwickeln. Jaja, es gibt Kameragurte wie Sand am Meer, werdet Ihr denken. Was muss der Paddy nun auch noch einen machen? Es gibt wirklich schöne Gurte in allen möglichen Ausführungen. Manche schmücken mehr, andere sind auf Funktionalität ausgelegt. Herausstellen möchte ich hier den Gurt von meinem Freund Thomas Leuthard, den ich selbst in verschiedenen Ausführungen besitze. Was mich aber an den meisten schönen Kameragurten stört ist, dass sie nicht schnell und einfach zu lösen sind. Ja, auch da gibt es etwas, z.B. von Peak Design. Ich wollte aber einen edlen Ledergurt mit Schnellverschluß, der durchgehend aus Leder ist und nicht unten mit einem Stoffband zur Befestigung arbeitet. Die meisten wirklich schönen Gurte haben einen einfachen Schlüsselring. Die sind super, wenn man den Gurt nie abmacht, aber unpraktisch wenn man ihn oft lösen möchte. Als mir dann eines Tages langweilig war, habe ich gemeinsam mit Maria angefangen selbst etwas zu basteln.
Dabei herausgekommen ist ein Design mit einem Karabinerhaken als Befestigung. Man befestigt einmalig einen Schlüsselring an der Öse der Kamera und kann dann den Gurt einfach über den Ring schieben und mit dem Karabiner sichern. Leider funktioniert die Befestigung nicht für alle Kameratypen, aber darum kümmere ich mich später. Hat man das ein paar mal gemacht und ist das Loch im Gurt etwas weicher geworden, geht das ruckzuck. Auf der Straße trage ich die Kamera sehr gerne am klassischen Gurt um den Hals oder über der Schulter. Habe ich jedoch ein People-Shooting, dann stört der Gurt und muss sich schnell abnehmen lassen. Nach sechs Versionen hatten wir einen ersten Prototypen, der noch nicht besonders hübsch war, aber zumindest funktionierte.

Neben dem Leuthard-Strap. Mein Gurt ist so lang, dass man ihn diagonal über der Schulter tragen kann.
Was angefangen hat als kleines Projekt für den Eigenbedarf, wurde schnell größer. Ich habe zwei Leder verwendet, die aufeinander genäht werden. Das sieht zum einen nett aus, ermöglicht aber auch mit weichem Leder auf der Trageseite zu arbeiten. Da muss man aber beim Lederhöker immer gleich ganze Häute kaufen und hat schwuppdiwupp 30 Gurte rumliegen. Die Naht hält beide Leder zusammen und ist ein zusätzliches Zierelement. Ich habe aber auch schnell gemerkt, dass ich mit meinen Möglichkeiten nicht in der Lage bin eine Qualität herzustellen, die mir selbst genügt. Für die Naht fehlte uns einfach auch die richtige Maschine. Nachdem ich etwa 25 Gurte auf den Müll geworfen hatte, habe ich mich auf die Suche nach einem Auftragsfertiger gemacht und sogar einen in Norddeutschland gefunden. Dort sind sie in der Lage top Qualität zu fertigen und konnten mich vor allem auch noch für weitere Optionen (Handschlaufe) und Veredelungen beraten. Das war super, denn eigentlich habe ich ja absolut keine Ahnung von Leder und dessen Verarbeitung. Auch wenn ich gerne die ersten Prototypen selbst gebastelt habe, waren die eigenen Grenzen schnell klar. Gut, dass keine Kamera lief, als ich bei den ersten Versuchen vor Wut die Werkzeuge durchs Studio geschmissen habe
Der größte Knackpunkt aber war die ganze Zeit über der Karabinerhaken. Der ist zwar funktionell, aber hat mir nie richtig gefallen. Es ist ein billiges Ding aus dem Internet, den man überall bestellen kann. Er funktioniert, ist aber hässlich. Die Suche nach einer Alternative hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Der Haken muss absolut zuverlässig sein und soll obendrein auch noch gut aussehen. Mit dem hier noch abgebildeten gab es leider schon einen Unfall. Er hat sich bereits einmal gelöst und geöffnet. Nicht so schön, wenn die Kamera der Schwerkraft erliegt. Hier ist das Testen superwichtig. Nun ist aber Ersatz gefunden und ich bin guter Hoffnung, dass es das letzte Puzzleteil ist.
Da ich sehr viel für mein Schiffsprojekt unterwegs war, fehlte mir die Zeit das Projekt weiter voran zu treiben. Dafür konnte ich aber die ersten Prototypen ausgiebig im Reportage-Einsatz testen. Zwei Gurte sind mit mir von Singapur nach Shanghai und von Valparaiso nach Cartagena gereist. Ich habe sie durchgeschwitzt, klitschnass gemacht, in die Sonne gelegt und bin mit ihnen durch das ganze Schiff geklettert. Für mich war es wichtig, dass die Kameragurte auch was taugen und ich ihnen meine Leica anvertrauen kann.
Leider bin ich noch nicht ganz fertig mit der Entwicklung. Ich warte nun auf die nächsten Muster, bin aber guter Dinge, dass ich da in den nächsten Wochen etwas zeigen kann. Was anfangs ein persönliches Projekt wurde, ist größer geworden. Die Qualität, die ich mir wünsche, muss ich von Leder-Spezialisten anfertigen lassen, es müssen extra Werkzeuge angefertigt werden und das wiederum geht nur bei größeren Stückzahlen. Also habe ich mir überlegt einen eigenen Gurt in Kleinserie fertigen zu lassen. Vielleicht wird es unterschiedliche Farbvarianten geben, vielleicht auch unterschiedliche Längen und Breiten. Aber die erste Version wird erst einmal genau so, wie ich mir den Gurt vorstelle, bevor es Varianten gibt. Möglichkeiten haben wir hier ohne Ende.
Warum erzähle ich das ganze jetzt und hier, wo es doch eigentlich noch ungelegte Eier sind. Manchmal kann man einfach nicht mehr mit den Füßen still halten und muss dann mal erzählen, was einen so treibt. Für mich ist es natürlich auch wichtig ein klein wenig den Puls zu fühlen und ein erstes Feedback einzuholen. Ich glaube nicht, dass ich alleine den perfekten Gurt entwickeln kann. Vielleicht braucht er sogar ein paar Evolutionsstufen. Sowas braucht Feedback von den Usern. Momentan ist der Gurt in einem guten Stadium, aber auch nicht so weit, dass man nichts mehr ändern könnte. Vielleicht habt Ihr ja noch Ideen.
Ich hoffe, dass meine neuen Muster bald kommen und wenn die so sind, wie ich mir das vorstelle, dann wird die Geschichte konkret. Ich hasse es über ungelegte Eier zu reden, da immer etwas passieren kann, das das Projekt scheitern lässt. Aber insgeheim hoffe ich natürlich auch, dass ihr den Gurt mögt und vielleicht heiß drauf seid
Ach ja, der Preis. Sicherlich eine der wichtigsten Fragen. Ich habe eine Preisvorstellung, muss aber noch das Angebot aus der Produktion abwarten. Die können erst genau kalkulieren, wenn ich mich entschieden habe, wie der Gurt genau aussehen soll. Also sag ich erst mal nichts, denn so ein Preis setzt sich immer sehr schnell in den Köpfen fest
P.S.: Bin auch noch auf der Suche nach einer Verpackung. Falls da jemand etwas hat oder Lust auf eine Kooperation hat, dann bitte melden.